Paraguay

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

=========================================

Seite 39

Bei uns drei "Hinterbliebenen" hat sich inzwischen der umwölkte Himmel wieder aufgeheitert. Das scheint mit an der schönen Gegend zu liegen. Mendoza liegt nämlich in einer herrlichen Weinbauprovinz, die aber auch wegen häufiger Erdbeben berüchtigt ist. Mehrmals wurde die Stadt schon zerstört. Wir sind heute in einem "Weinberg" gewesen. Das sind hier künstlich bewässerte Felder, mit weitverzweigten Drahtnetzen überspannt. Jedes Feld bildet so eine riesengroße Laube, in deren Schatten die Trauben ausreifen. In Mendoza beginnt übrigens die Bahnlinie nach Chile ins Hochgebirge zu klettern.

.

Paraguay - einst ein Ordensstaat

Ich habe Fernandez eben gefragt, wohin Onkel Tom eigentlich fliegt. "Na, der fliegt zu nächst über die Sierra Córdoba, ein Bergland noch in Argentinien, das den Anden von hier aus nördlich vorgelagert ist. Dann muß er den berühmten Gran Chaco überqueren. Chaco heißen die Urwälder und Savannen im Norden Argentiniens. Ein düsteres, einsames Waldgebiet, wohin sich die letzten Indianerstämme zurückgezogen haben, die einst auch die weiten Pampas durchstreiften. Wilde Gestalten sollen das sein, mit blauschwarzem Haar und giftgrünen Augen." Das Land dort ist nur dünn besiedelt. In den wenigen kleinen Pueblos gibt es überall Sägemühlen, die das besonders harte Quebrachoholz verarbeiten, das in den Wäldern geschlagen wird.

.

Der Name Quebracho bedeutet "Axtbrecher" - so hart ist das Holz! "Der Chaco", fährt Fernandez fort, "zieht sich bis nach Paraguay hinein. Das ist neben Bolivien das einzige südamerikanische Land ohne unmittelbaren Zugang zum Meer. Guarani-Indianer bilden dort die ursprüngliche Bevölkerung. In ihrem Gebiet, das früher weit bis nach Brasilien und Argentinien reichte, haben im 17. und 18. Jahrhundert die Jesuiten einen eigenen Staat gegründet und große Missions- und Kulturarbeit geleistet Aber das Land hat viel Unglück gehabt. Als der Jesuitenorden aufgelöst wurde, kamen Plünderer und Sklavenjäger ins Land.

.

Später hat es einen jahrelangen, verzweifelten Krieg gegen Brasilien, Argentinien und Uruguay geführt Ein großer Teil der männlichen Bevölkerung kam dabei um. Seither heißt Paraguay auch Land der Frauen. Den letzten schweren Kampf hat Paraguay mit Bolivien um den Chaco und die dortigen Petroleumquellen bestanden. Nun braucht es Ruhe und siedelnde Bauern, die das fruchtbare Land östlich des Paraguay=Flusses bebauen, der in den Parana mündet. Mit diesem zusammen bildet er das zweitgrößte Stromgebiet des grünen Kontinents. "Die Mündung des Stromes kennen wir ja schon", schloß Fernandez seine Erdkunde- und Geschichtsstunde. "Du meinst den La Plata", sagte ich, "an dessen Ufer wir in Uruguay lagen."

.

 Bildrückseite41

 Bildrückseit42

Paraguay, Parana, Gran Chaco

Paraguay ist ein Binnenstaat in Südamerika, der im Osten an Brasilien, im Süden und Westen an Argentinien und im Norden und Westen an Bolivien grenzt. Asunción ist die Hauptstadt von Paraguay.